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Herausforderungen im Kampf gegen den Fachkräftemangel

Das Bild zeigt ein leeres Besprechungszimmer mit Tisch und Sesseln.

Immer präsent, aber besonders in der IT-Branche akut: Fachkräftemangel. Unser Blogbeitrag wirft einen Blick auf dieses drängende Problem und beleuchtet die Herausforderungen, vor denen Unternehmen und Wirtschaft stehen. Von den Auswirkungen auf die IT-Branche bis hin zu möglichen Lösungsansätzen.

Was die Medien über Fachkräftemangel sagen

  • Das Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) veröffentlichte im Juni 2023 das Ergebnis einer österreichweiten Unternehmensumfrage („Arbeitskräfteradar“) vom April/Mai 2023. Daraus geht hervor, dass der aktuelle Fachkräftebedarf rund 210.000 Personen in Österreich beträgt. „[…welcher sich in den nächsten Jahren aufgrund der demographischen Entwicklung wohl noch verstärken wird.]"
    Der Fachkräftemangel in der IT liegt beim Ranking der „Berufe mit den größten Rekrutierungs- und Besetzungsschwierigkeiten 2023“ auf Platz 6 (siehe Grafik sowie Link zum Dokument).
  • Lt WKO kostet der IT-Fachkräftemangel einen Wertschöpfungsverlust von 4,9 Milliarden Euro im Jahr, die sich auf eine aktuelle Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) beziehen. Der größte Bedarf liegt lt. Experten im Bereich „Software Engineering und Web Development“.
  • OTS zitiert Alfred Harl, den Obmann des Fachverbands Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) der WKÖ, der im Österreichischen Infrastrukturreport 2024 vor „prekärer Lage bei der Verfügbarkeit von IT-Fachkräften“ warnt.
Eine Grafik die zeigt, dass IT-Personal auf Platz 6 der schwierigsten Rekrutierungsberufe liegen.
Auszug aus den Ergebnissen der ibw-Unternehmensbefragung

Die Gründe für Fachkräftemangel und geforderte Gegenmaßnahmen

Am 21. Standort- und Infrastruktursymposium Future Business Austria“ der WKÖ wurden heimische Manager:innen um ihre Einschätzung zur Verfügbarkeit von IT-Fachkräften gebeten. Das Ergebnis ist eindeutig: 39% nennen fehlende IT-Fachkräfte und 21% fehlende IT-Qualifikationen von bestehenden Mitarbeiter:innen.

Ein Grund dafür könnte sein, dass in der Ausbildung der Überblick nicht transportiert wird, wie vielseitig die IT-Branche in Wirklichkeit ist: Daten haben enormen Wert und können Prozesse mithilfe von Data Science verbessern, handwerklich orientierte Menschen fühlen sich in Rechenzentren wohl und kontaktfreudige Charaktere schätzen die Zusammenarbeit bei Kundenprojekten. Von den bekannten Bereichen wie Anwendungsentwicklungen, Programmierung und Webdesign mal abgesehen. In allen Bereichen ist analytisches Denken, Lösungsorientierung und Kreativität erforderlich. Das Bild des IT-Nerds im dunklen Kammerl ist längst überholt.

Hinzukommt, dass die IT-Branche alles andere als familienfreundlich ist. Arbeitseinsätze außerhalb der Geschäftszeiten und/oder Wochenende, Bereitschaftsdienste und Notfalleinsätze sind generell immer möglich. Das erfordert sehr gute Freizeitplanungsqualitäten und eine gehörige Portion Leidenschaft zum Job.

Alfred Harl, Obmann des Fachverbands Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) der WKÖ, sieht den wichtigsten Hebel gegen den Fachkräftemangel in fehlender Bildung: Die seit Jahren sehr hohe Dropout-Quote an den Universitäten im IKT-Bereich von durchschnittlich 37,5% und an manchen Institutionen sogar 50% ist alarmierend. Diese enorm hohe Abbruchquote der Studierenden zeigt den Bedarf an einer Reformation der IKT-Ausbildungen. Eine Senkung von 10% der Studienabbrüche würden bereits 2.000 mehr Studienabsolventen:innen bedeuten. Weiters fordert Alfred Harl alle Schultypen an die neuen Anforderungen der IT-Branche anzupassen.

Was Unternehmen tun können

Aber auch Unternehmen müssen umdenken: Work-Life-Balance ist das neue Schlagwort der „neuen Generation“. Während die Generationen Boomer,  X und Y noch mit dem Gedankengut aufgewachsen sind „wer viel arbeitet, verdient auch viel“, haben spätere Generationen ein anderes Bild vermittelt bekommen. Besonders während der Coronazeit wurde aufgezeigt, dass Berufsgruppen wie beispielsweise Pflegepersonal enorm wichtig für die  Gesellschaft sind, aber die Verdienstmöglichkeiten in keiner Relation stehen. Das impliziert, dass Leistung und Verdienst nicht immer in Zusammenhang stehen. Außerdem hat sich die Unternehmensbindung verändert. Während man früher kaum die Firma gewechselt hat, ist man heute viel eher bereit das Unternehmen oder auch die Branche oder gar Job zu verlassen. Firmen sind daher gefordert eine soziale Bindung und Zufriedenheit für Mitarbeiter zu schaffen, wenn sie für die neue Generation Jobs attraktiv machen wollen.

Für bestehende Mitarbeiter mit fehlenden IT-Qualifikationen wären geförderte Schulungsmaßnahmen (das AMS fördert unter gewissen Voraussetzungen z.B. Ausbildungen für bestehende Mitarbeiter zum Erhalt des Arbeitsplatzes) in neuen Medien oder Programmiersprachen eine Möglichkeit. Das Interesse an neuen Themen, wie etwa Data Science o.ä., könnte durch Kommunikation, Austausch und Informationsfluss forciert werden. Wie man im Wienerischen so schön sagt "reinschnofeln lassen".

Das Bild zeigt eine Frau die den Betrachter ansieht und geschrieben hat: Trust yourself. Be a boss.
Bild von Gerd Altmann via Pixabay

Fachkräftemangel als Bedrohung der Wirtschaft Österreichs

In Zeiten der Digitalisierung wird gerade der IT-Bereich als wichtiger Überlebensbestandteil für die Zukunft gesehen. Die WKO schreibt dazu: “Stehen die notwendigen IT-Kompetenzen in Österreich zur Verfügung, so können die vorhandenen Produktionspotenziale genutzt werden. Wenn nicht, dann gehen Wettbewerbsfähigkeit und sohin Wirtschaftskraft, Beschäftigung und Wohlstand verloren – und das nicht nur in der IT selbst, sondern auch in einer Vielzahl eng verflochtener, vor- und nachgelagerten Branchen.“

Vorreiter zu Gegenmaßnahmen gibt es bereits

Die gute Nachricht ist, dass es bereits einige Vorreiter für Gegenmaßnahmen gibt:

  • Speziell für Kinder: DaVinciLab
    So hat Peter Gawin das DaVinciLab gegründet: Auf dieser Plattform werden unzählige Feriencamps und Kurse für Nachwuchsspezialisten angeboten: Von Creative Tech Minds Sommercamps, Programmieren und Robotik sowie KI, und vieles mehr.
  • Frauen in der IT
    Der Förderung von weiblichem Nachwuchs in der IT haben sich mehrere Initiativen angenommen:
    • So gibt’s zum Beispiel den SkillsCampus mit dem Bereich #thenewITgirls als auch die eigene Website thenewITgirls.
      Hier können sich junge Mädchen für diverse Bootcamps im Bereich IT anmelden. Der Preis von EUR 99- für einen mehrwöchigen Online-Kurs kann durch Förderungen von zB Microsoft und ETC ermöglicht werden (Details finden Sie auf der Website). Ausserdem bietet die Plattform Kontakte zu Firmen, die Quereinsteiger:innen aufnehmen.
    • Ein weiteres Programm von SkillsCampus ist der Bereich „She goes DIGITAL. Diese Initiative hat sich zum Ziel gesetzt junge Interessentinnen mit der Unternehmenswelt in der Praxis zu verbinden. Damit soll direkt ein guter Einblick in die Welt der Digitalisierung ermöglicht werden.
    • Die Initiative WOMENinICT wurde von namhaften Frauen in der ICT-Branche gegründet und hat das Ziel, mehr Frauen und Mädchen für technische Berufe zu begeistern.
      Das Angebot geht von Mentorinnen bis zu Events, um diesen Bereich auch weiblichen Interessenten näher zu bringen und ihnen den Einstieg zu erleichtern.
Das Bild zeigt eine Frau im Hosenanzug im Vordergrund. Im Hintergrund stehen drei Münner im Bürooutfit.
Bild von Gerd Altmann via Pixabay

Fazit

Wir als Profis in der IT-Branche, wissen wie schwierig es ist gute Leute zu bekommen. Aber wir wissen auch, dass Quereinsteiger genauso wertvoll, egal ob 20 oder 50 Jahre alt. Uns ist bewusst, dass wir als Unternehmen Mitverantwortung tragen; und das tun wir gerne.

Im folgenden Blogbeitrag haben wir zwei junge Kollegen interviewed, die bei uns eine IT-Ausbildung im Bereich Dienstleistung begonnen haben. Lesen Sie hier wie es ihnen dabei geht.

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